Ich habe hier ein 5 qm großes Zimmer ohne Fenster, ein Belüftungsgitter aus Beton, Wände aus Sperrholz, ein ungehobeltes Regal, rohes Bettgestell, den billigsten Plastikteppich auf grauem Zementestrich, ein Neonlicht, Wellblechdach, auf dem nachts die Ratten toben.
Aber ich habe es für mich ganz allein! Ein Luxus, der mich beschämt.

Nasvira bewohnt mir gegenüber mit ihrem indischen Mann und zwei Kindern auch nur solch einen kleinen Raum. Jetzt sind noch vier Erwachsene als Logierbesuch über einige Tage hinzugekommen.

Wie können diese Menschen in der Enge des Mit- und Nebeneinanders auf einem lichtlosen Hinterhof ohne Ausblick und Hoffnung auf eine hellere Zukunft nur gedeihen?

In ihren Gesichtern lese ich nichts von Stress und revolutionärem Unmut.
Stattdessen unbegreifliche Zufriedenheit, die einem Frohsinn nicht im Wege steht.
Sie werden hier geschlechtsreif, zeugen und gebären zu neuem Hinterhofdasein.
Der ständig flimmernde Bildschirm, das pausenlose Tingeltangel aus übersteuerten Lautsprechboxen füllt ihre Seele, speist ihr Hirn. Was wird daraus?