ermüdet im Dunst.
Dieser Tag atmet aus
und schläft ein mit dem Wind.
Uns beide im Boot
treibt der Ruf eines Brachvogels
ganz langsam dem Hafen,
der Dämmerung zu.
... ist Warten auf Sonne im Nebel,
darin eine Insel - wie eine Verheißung
Eine Nacht ohne Rauschen
der Schrei eines Vogels
irgendwann Schritte von Wild
ein Frosch ruft im Reet.-
Stillsein und lauschen
ist Atmen der Seele
und Gebet.
Diese Erde der Wälder und Seen
hallt wider von euren Rufen,
ihr täglichen Scharen großer Vögel
dicht unter den Wolken
auf eurem langen Zug
in die Sonne nach Süden.
Ich kann nicht mehr folgen,
wie sonst.
Meine Sehnsucht
verbleibt in der Kälte
und in der Hoffnung,
dass ihr wieder zurück kommt
mit den gleichen Rufen,
dann aber für neues, warmes Leben.
Eine Insel muss es sein!
Es ist ein Abend nach Maß. Der Weststrand, soweit mein Auge reicht, ist menschenleer. Wir sind endlich wieder unter uns: dieses tropische Meer, die Insel, der weite Himmel und ich. Liebende genießen einander besser ungestört und allein. Die Sonne ist längst im Meer versunken. Die Natur legt ihr Nachtgewand an, das sternbestickt die gelbe Mondbrosche ziert. Ich schlafe unter meinem Moskitodom am Strand, als wäre ich der einzige Mensch auf dieser Welt. Die Flut schiebt das glatte Wasser des Ozeans immer näher bis auf einen halben Meter an meine Schlafstatt heran.
Endlich finde ich den alten Adam. Er sitzt auf einem Baumstumpf und blickt nachdenklich in die Krone einer Palme. Was mag er dort sehen, er ist doch fast blind?
"Nach was hältst du Ausschau?" frage ich ihn.
"Ich höre Gott zu!"
Verwundert und perplex über solch hohen Grad naiver kindlicher Frömmigkeit frage ich etwas spöttisch:
"Und was sagt er dir?"
Ich habe hier ein 5 qm großes Zimmer ohne Fenster, ein Belüftungsgitter aus Beton, Wände aus Sperrholz, ein ungehobeltes Regal, rohes Bettgestell, den billigsten Plastikteppich auf grauem Zementestrich, ein Neonlicht, Wellblechdach, auf dem nachts die Ratten toben.
Aber ich habe es für mich ganz allein! Ein Luxus, der mich beschämt.
Nasvira bewohnt mir gegenüber mit ihrem indischen Mann und zwei Kindern auch nur solch einen kleinen Raum. Jetzt sind noch vier Erwachsene als Logierbesuch über einige Tage hinzugekommen.
Wie können diese Menschen in der Enge des Mit- und Nebeneinanders auf einem lichtlosen Hinterhof ohne Ausblick und Hoffnung auf eine hellere Zukunft nur gedeihen?
In ihren Gesichtern lese ich nichts von Stress und revolutionärem Unmut.
Stattdessen unbegreifliche Zufriedenheit, die einem Frohsinn nicht im Wege steht.
Sie werden hier geschlechtsreif, zeugen und gebären zu neuem Hinterhofdasein.
Der ständig flimmernde Bildschirm, das pausenlose Tingeltangel aus übersteuerten Lautsprechboxen füllt ihre Seele, speist ihr Hirn. Was wird daraus?
Ich glaube, dass ein Kind im Slum echte Freude durch eine Wasserpfütze gewinnt, deren Spiegelung es bewundernd betrachtet,
und mit der es spielt.
Nachts, irgendwann, wenn der Regen lange ausbleibt, träumt es
von seiner Pfütze.
Dieses Träumen ist meinem Träumen und Erleben so verwandt.
Wie gerne würde ich diesem Kinde das Meer zeigen, so, wie ich es erlebe. Es müsste ja zurück. Wird es dann noch seine Pfütze lieben?
Meine Hand hält die Feder.
Bereit.
Mein Innen ist voll.
Doch mein Arm ist schwer,
wie gelähmt, zu müde
ans Licht zu bringen,
was mich bewegt.
Welcher Egoismus ist größer,
zu schreiben
oder es nicht zu tun?
Was man nicht hören will,
das überhört man.
Was man nicht sehen will,
das übersieht man.
was man nicht denken will,
wer überdenkt das?
Warum haben wir Menschen das drängende Bedürfnis,
Wahrheiten zu tarnen, Unangenehmes zu verschweigen?
So werden Müllberge mit Erde zugedeckt,
Giftiges wird versenkt.
Hauptsache: unsichtbar!
Lassen wir doch den Müll offen und überall liegen,
stapeln Gifte außerhalb aller Mauern und Schächte
mit Etiketten für jedermann lesbar!
Die Frage nach dem Sosein der Menschheit
wäre beantwortet, unser Selbstbild in Wahrheit
ohne viel Worte für jedermann sichtbar.
Meine Augen sind müde geworden und krank.
Ich hatte sie viele Jahre hindurch gequält,
so etwas wie Quellen heilenden Wassers
für meine wunde, durstige Seele zu finden.