Endlich finde ich den alten Adam. Er sitzt auf einem Baumstumpf und blickt nachdenklich in die Krone einer Palme. Was mag er dort sehen, er ist doch fast blind?
"Nach was hältst du Ausschau?" frage ich ihn.
"Ich höre Gott zu!"
Verwundert und perplex über solch hohen Grad naiver kindlicher Frömmigkeit frage ich etwas spöttisch:
"Und was sagt er dir?"

Adam blickt unverwandt zur Palme, hebt seinen Arm: "Siehst Du die Palme dort?" - "Natürlich sehe ich sie!" -
Hält Adam mich für blind, taub oder beides? -
Er scheint meine Gedanken zu erraten, indem er fortfährt:
"Jedes Kind sieht die Palmen, ohne dabei Gott zu hören. Dieser Baum wächst auf magerem Grund, wo sonst nichts anderes gedeiht. Seine Wurzeln trinken das übel riechende Brackwasser, das für uns Menschen ungenießbar ist.
Der Baum zieht es durch seine Wurzeln den Stamm hinauf, schickt es in die mächtigen Wedel, in jede Blattrispe, in Früchte und Blütenknospen.
Schneidet der Mensch einem Blütenstand die Spitze ab, tropft unaufhörlich wunderbarerweise wohlschmeckender, nahrhafter Saft heraus, labt und ernährt den Menschen über Tage und Wochen inmitten des salzigen Ozeans. Das bedeutet Leben!
All das wissen die meisten meiner Brüder und Schwestern, ohne dabei Gott zu hören. Sie haben noch gute Augen und glauben alles, was es gibt, sehen zu können, ohne dafür dankbar sein zu müssen.
Heute vernehme ich überall aus der Sprache der Dinge die Sprache Gottes, die das Augenlicht meiner jungen Jahre mich nicht hören ließ."