Es ist ein Abend nach Maß. Der Weststrand, soweit mein Auge reicht, ist menschenleer. Wir sind endlich wieder unter uns: dieses tropische Meer, die Insel, der weite Himmel und ich. Liebende genießen einander besser ungestört und allein. Die Sonne ist längst im Meer versunken. Die Natur legt ihr Nachtgewand an, das sternbestickt die gelbe Mondbrosche ziert. Ich schlafe unter meinem Moskitodom am Strand, als wäre ich der einzige Mensch auf dieser Welt. Die Flut schiebt das glatte Wasser des Ozeans immer näher bis auf einen halben Meter an meine Schlafstatt heran.

Sand ist eine körpergerechte Unterlage. Er lässt sich unter meiner Isomatte zu einem bequemen Kopfkissen formen. Ich liege im Windschatten der Insel. Das Meer singt heute sein ewiges Lied leiser. Die Sterne und Palmen hören andächtig zu. Ich auch - und lese dabei in dem Himmel über mir. Gegen Mitternacht taucht der Mond in dunkle Wolken. Irgendwann weckt mich ferner Donner. Es fängt an zu tröpfeln. Da hilft nichts, als raus aus dem Dom, alles umdrehen, so dass ich den Gummiboden als wasserdichtes Zudeck über mir habe. An Schlaf ist in dieser Stellung nicht zu denken. Eine wohl einmalige Nacht im strömenden Regen und im launischen Rhythmus zuckender Blitze. Eine solche Nacht kann unter dem Äquator sehr lang werden. besser so, als in den stickigen Hütten der Eingeborenen sich gequält wälzen. Irgendwas geht immer. Man muss sich nur zu helfen wissen. Es gelingt mir auch. Ein ganz und gar ungewöhnliches, uriges und freies Leben ist das hier.
Und das muss man lieben.