Die Sprache der Dinge

Buchausschnitt aus "Insel der Maahoras"

Ein alter Fischer lebte mit seinem Sohne nach dem Tode seiner Frau alleine auf einer kleinen Insel im Indischen Ozean. Der Knabe wurde mit Meer, Wolken, Sonne, Wind, Vögeln, Fischen und allen Pflanzen seiner Insel so vertraut, dass er mit ihnen sprach. Nach dem Tode des Vaters kam der Junge in eine nahe Stadt. Erst nach Jahren kehrte er als Mann auf die kleine Insel seiner Kindheit zurück. Nichts war mehr wie früher. Erschreckt von seinem Taubsein rief er aufs Meer hinaus: "Was hat alles so verändert bei dir, - in mir?"

Und tatsächlich vernahm er wieder die Antwort des Meeres: "Sehnsucht genügt nicht allein. Tausch deinen Ballast gegen Hunger und Durst ein! Lerne wieder, was ist das "genug", und du wirst nichts mehr entbehren!"

In seinem städtischen Leben hatte er die Sprache der Dinge nich vernommen.Warum wohl nicht? Das gesellschaftliche Leben ist laut, aufdringlich, fordernd. Der betrachtende Mensch wird von ihm hin- und hergerissen. Er kommt nicht zur Ruher, nicht zu sich selbst - und nicht zu den Dingen. Auch in der Gesellschaft von Freunden auf der Insel hätte sich eine derart innige Beziehung zur Natur mit entsprechenden Erlebnisinhalten bei dem Knaben wohl kaum entwickelt.

Behauptet jemand, Stimmen aus dem Jenseits gehört zu haben, die Worte seines Engels oder gar Gottes Wort, erzeugt das in mir großes Unbehagen.

Der Scharlatane gab und gibt es zu viele. Haluzinationen sind uns eigen, sogar für unsere Spezies typisch. Wenn jemand seine Sinnestäuschungen - wie leicht erliegen wir ihnen - fest für wahr hält, vermag er allein durch die Kraft seines Glaubens einiges zu bewegen. Je nach Intensität und Dauer könnte das seine körperlich-geistige Beschaffenheit und Fähigkeit verändern.

Die mystische Magie liegt im Dunstkreis jeder Erkenntnis und ist mir schlichtweg unheimlich. Sie wirkt, steht dabei hart am Rande des infizierenden Wahnsinns.

FANDITA ist auf den Malediven ein Gebetszauber, durch den ein unbekannter Missetäter bekehrt oder auch bestraft wird. Beschworenes, aber nur, wenn es bekannt wurde, erreignet sich wirklich. Die durch den Gebetszauber ausgesprochenen Strafen erfüllen sich in Form von Siechtum, Unglück bis hin zum Tod.

Erfährt ein Bösewicht, dass man seiner Tat den FANDITA nachschickt, gerät er in Panik und leistet von sich aus sofort Genugtuung.

Die Fantasiegebilde auf diesem Gebiet sind unerschöpflich.

Will ein Malediver z.B. ausspucken, so entschuldigt er sich vorher gedanklich bei dem vermeintlich anwesenden Geist, dass dieses Spucken nicht ihm gilt. Würde er das nicht tun, könnte sein Ausspucken den Geist beleidigen und erzürnen.

So schürt der Glaube an Geister die Angst vor ihnen.

"Heinz, sind dir auf einsamen Inseln nachts noch keine Geister begegnet?" Ich muss verneinen.

So will man einen Geist schon mal gesehen haben.
Was ging in der Geistseele des Menschen voraus, der so etwas gesehen haben will? Religiöser Wahn oder Wichtigtuerei? - Vorstellungen können auch bei uns schließlich zum Tode führen, wie auch zu an Wunder grenzenden Heilungen.

Man bedenke, dass z.B. Propheten der Juden wie Mohamedaner gleichermaßen vorgeben von Gott persönlich, unio mystica, Aufträge bekommen zu haben, die in gegenseitigem Hass und Mord bis heute ausgehen!

Immer habe ich mir gewünscht, einem wirklich weisen Menschen zu begegnen. Von ihm hätte ich mir objektiv wahre Antworten gewünscht. Doch auch ein weiser Mensch "sieht durch das, was er sah."
(Sören Kierkegard)

" . . . Nur wo man nichts von Menschen vernimmt, sprechen die Dinge!"

Von 1984- 1998 waren dies "meine" Malediven -

Ein gelebtes Märchen!

Mein Zelt wird der Sturmboe trotzen.
Darunter ist es dann besonders kuschelig.
Dann mag kommen, was will.
Bald scheint ja wieder die Sonne, denn immer ist Sommer.