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Meine Inselsehnsucht - oder ist es einfach nur die undefinierbare Sehnsucht schlechthin, - ließ mich in der Welt nach neuen Inseln suchen. Deren Meer sollte warm sein! Und das in unserem nordeuropäischen Winter. Nicht frieren unter den Sternen der Nacht! 
 

Nach etlichen Segeltörns zwecks Erkundung der westlichen Ostsee, Segeln in der Ägäis, brachten mich die Airlines über den Atlantik auf die Bahamas.


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Da fanden wir jede Menge Luxus für teures Geld, aber auch Sonne, Wärme, Schiffe, Meer und Inseln. Letztere waren längst in fester Hand und wurden von scharfen Doggen bewacht. Meine Inselsehnsucht konnte ich hier nicht befriedigen.
Im nächsten Jahr charterten wir eine Yacht in der Karibik. Das Angebot an Charteryachten war schier unübersichtlich. Die Marinas vollgestopft mit Yachten aller Kaliber. 


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Nur auf offenem Meer war man allein - dann mit Sturm und Brechern.
Unsere Zeit reichte leider nicht, die ganze Karibik kennenzulernen. Wir fuhren zwar in lauschige, traumhaft schöne Buchten mit kleinen unbewohnten Inseln, doch wurden wir gewarnt, unser Schiff unbeaufsichtigt zu lassen.


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Eine einzelne Segelyacht vor Anker in Ufernähe würde dunkle Elemente anlocken. Wenn unumgänglich, war Ankerwache über Nacht dringend angeraten, um nicht von unliebsamen Besuchern mit Revolver oder Dolch geweckt zu werden. Nein, danke! Bei aller optischen Schönheit - dieser Teil der Welt war nicht das Land, das meine Inselsehnsucht stillen könnte. 
 
Nach mancherlei Irrfahrten gelangten wir auf die Seychellen. Auf sie trifft das Wort "Paradies" wirklich zu. Etwas landschaftlich Schöneres kann ich mir nicht vorstellen! "Nur ist es teuer, und die meisten, die's brauchen könnten, können sich's nicht leisten", würde Eugen Roth heute sagen. Wärme, Meer und Inseln für jeden Geschmack.


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Aber es gibt Tipps für preiswerteres Wohnen im Paradies. Im feria-Katalog wurden 1995 "Michels Appartments" angeboten. Ich zahlte als Single für ein Dreibettzimmer mit eigener Küche, Dusche und WC, Balkon in einem Park an der Straße Airport - Victoria in Hauptstadtnähe ganze 4o,-DM/Nacht. - In dem Jahr gab es noch "le Niols guesthouse" oben in den Bergen mit einer schwarzhäutigen, gemütlichen Wirtin und Blick über die Beau-Valllon-Bucht für den Bruchteil der Hotelpreise. VP war möglich. Jeder Taxifahrer am Airport kennt solche günstigen Privatquartiere und bringt Sie hin. Das klingt ein bisschen abenteuerlich. Ist es auch. Aber besser und lustiger kann man Land und Leute nicht kennenlernen.
Die 40 Inseln der Seychellen sind in der Mehrzahl stehengebliebene Reste eines Festlandsockels aus Granit, ein tropisches Norwegen ohne Gletscher. Hier gibt es endemische Pflanzen und Tiere, die sonst nirgendwo anders vorkommen. 
 

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Die Menschen, zu 95 % katholisch, sind ein friedliches Völkergemisch, das keinen Rassismus kennt.
Auf der kleinen Insel Moyenne wohnt der Robinson des 20. Jahrhunderts. Dazu wurde er für den Tourismus gemacht. Ein Massenspektakel mit Cocktailbar, Speisesaal, Köchen, Haus- und Hotelpersonal. Fährschiffe karren Dollarkühe ran, die sich willig melken lassen, denn einen Robinson muss man schließlich mal gesehen haben!
 


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Ich kletterte abseits touristischer Pfade alleine durch unwegsames Berggelände und traf in Gipfelnähe auf eine Robinsonwirklichkeit. Hier wohnte ein Einsiedler unter den Wolken im immer warmen Wind mit weitem Blick über die Insel und aufs Meer. Ob der bei Behörden überhaupt registriert ist?


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Ein Haus brauchte er im ewig warmen Frühling nicht, denn obwohl in den Tropen lebend, war es hier oben niemals drückend schwül. Eine Wellblechplatte genügte ihm als Dach gegen die täglichen Regenschauer. Hier ließen sich stressfrei die Tage und vor allem die Nächte verleben.
Wie wäre I h n e n zumute, wenn I h n e n dieses Schlafzimmer zur Verfügung stände?- Die Nächte unter diesem Dach, - was würde es
I h n e n bedeuten? Angst bräuchten Sie nicht zu haben. Hier oben gibt es keine Menschen, keine Gifttiere, dafür reinste Luft, bestes Klima, tiefsten Frieden.
 
Reines lebensnotwendiges Wasser hatte er im Überfluss.


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Das begünstigte die Anlage von Gemüsebeeten jeder Art. Wahrscheinlich bot er seinen Überfluss unten in der Zivilisation auf Märkten an. Leider traf ich ihn nicht an. Aber meine Fantasie beschäftigt sich noch heute mit diesem Menschen.
Ich hätte so viele Fragen an ihn. Was lässt ihn in dieser Bergeinsamkeit aushalten? Wie wird einmal sein Ende aussehen? Will er vielleicht sogar genauso sterben, wie er gelebt hat, dem Himmel so nah und mit der Natur als Partner? Der Zeitpunkt wäre dann wohl gar nicht wichtig, weil für ihn der Tod nicht außerhalb seiner Harmonie mit dem Universum liegt, mit dem er wahrscheinlich eins ist.
 
Ist dieser Mensch nicht der Adam des Paradieses?

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Er musste ein in sich gekehrter, gläubiger, zumindest aber ein suchender Mensch sein. Wie lassen sich sonst seine Gitarre und die dreisprachige Bibel als quasi einzige Besitztümer erklären? Wenn dieser Mensch ein Buch über seine Gedanken, Erfahrungen und Empfindungen schreibt, ich würde es gerne lesen wollen! 
 

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Ich habe fast alle Seychelleninseln besucht. Einige reiche Privatleute, auch Deutsche, haben ihre Trauminsel hier gefunden, aber nicht um eine Robinsonade auszuleben, sondern um sie touristisch zu vermarkten. 
Auch Naturschutzgebiete, Inseln der Vögel, sind begrenzt für Touristen offen. Die einzige Ausnahme bilden die weit abgelegenen Aldabra-Inseln, die ich leider nicht erreichte. Man kann tatsächlich eine Seychelleninsel kaufen, die jedoch weit draußen im Ozean liegt, unter der Bedingung, dort Arbeitsplätze zu schaffen. 


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